Covid-19-Impfungen und ihre Nebenwirkungen
- 10 Juni von coronaimpfreaktion.de

Das 2019 erstmalig in China beschriebene Corona-Virus mit der Bezeichnung Covid-19 hat sich innerhalb kurzer Zeit in der ganzen Welt verbreitet und eine globale Pandemie mit mehreren Millionen Todesopfern ausgelöst1. Dabei ist das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben in weiten Teilen der Welt fast vollständig zum Erliegen gekommen. Eine Rückkehr zur Normalität scheint indes nur möglich durch das Erreichen einer Herdenimmunität, also, wenn große Teile der Bevölkerung eine Immunität durch Infektion oder Impfung erlangt haben2.
Verfügbare Impfstoffe
Der Impfstoff von BioNTech und Pfizer ist der erste Impfstoff, der in Europa zugelassen wurde. Gleichzeitig erhielt der Impfstoff auch in vielen anderen Ländern der Welt rasche Zulassungen. In Israel zum Beispiel wurden massenhafte Impfungen durchgeführt und die ersten, im „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Ergebnisse konnten einen sehr hohen Wirkungsgrad der Impfung von über 90 % aufzeigen3. Neben dem Impfstoff von BioNTech zeigte auch der Impfstoff von Moderna einen ähnlichen Wirkungsgrad4. Ein dritter, in den Medien intensiv diskutierter Impfstoff ist der Impfstoff von AstraZeneca mit einem Wirkungsgrad von 76 %. Diese Zahl wurde allerdings sehr häufig falsch interpretiert. Der Wirkungsgrad sagt lediglich, dass jede geimpfte Person ein 76 % niedrigeres Risiko hat, an SARS-CoV-2 zu erkranken. Damit ist auch der AstraZeneca-Impfstoff sehr effektiv4.
Allgemeine Nebenwirkungen von Impfstoffen
Grundsätzlich konnten bislang hauptsächlich allgemeine Nebenwirkungen von Impfungen gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden. In einer Studie aus den USA wurden Nebenwirkungen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffes retrospektiv anhand eines Fragebogens erfasst5. Diese zeigte auf, dass ca. 89 % der Geimpften an lokalen Symptomen wie Schmerzen an der Einstichstelle litten. Außerdem waren generalisierte Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit häufig. Mit über 50 % waren zudem muskuläre Schmerzen oder Gelenkschmerzen ebenfalls recht häufig. Seltener traten neben Beschwerden des Verdauungstraktes auch Beschwerden der Atemwege, der Nieren und des harnableitenden Systems, des Herz- und Kreislaufsystems, psychische bzw. psychiatrische Beschwerden sowie neurologische Beschwerden auf5. Deutlich seltener kam es zu zum Teil schweren allergischen bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen. In einem Bericht der CDC und FDA aus den USA zeigten 21 von über 1,8 Millionen Patienten nach der Verabreichung der ersten Dosis einer BioNTech/Pfizer- oder Moderna-Impfung eine allergische Reaktion, wobei hiervon 81 % bereits in der Vergangenheit zu allergischen Reaktionen neigten. Die meisten der allergischen Reaktionen traten innerhalb von 30 Minuten nach Gabe der ersten Dosis auf6. Die CDC geht indes davon aus, dass das Risiko einer allergischen Reaktion nach Gabe des Impfstoffes von BioNTech/Pfizer etwas höher zu sein scheint7.
Spezifische Nebenwirkungen von SARS-CoV-2 Impfstoffen
Von den meisten Impfstoffen sind bislang offiziell keine spezifischen Nebenwirkungen bekannt geworden. Vereinzelte Berichte von Guillain-Barré-Syndromen nach Verabreichung der Impfstoffe zeigten keinen kausalen Zusammenhang8,9. Sehr kontrovers diskutiert ist indes das erhöhte Thrombose-Risiko nach Verabreichung des Impfstoffes von AstraZeneca. Hier konnte ein kausaler Zusammenhang durch die Greifswalder Forschungsgruppe um Andreas Greinacher bestätigt werden. Am ehesten liege hier eine immunologische Aktivierung der Blutplättchen vor, ähnlich der heparin-induzierten Thrombozytopenie10. Das Risiko einer relevanten Thrombose ist allerdings sehr niedrig. In Großbritannien traten nach über 20 Millionen Impfungen mit AstraZeneca bei 79 Patienten Hirnthrombosen auf. Die britische Forschungsgruppe stellte daher fest, dass bei einer Morbidität von 1:250.000 und einer Mortalität von 1:1.000.000 die Vorteile der AstraZeneca Impfung, vor allem vor dem Hintergrund von knappen Impfbeständen, die potentiellen Risiken um ein Vielfaches übersteigen11.
Fazit
Es gibt wie bei allem in der Medizin natürlich auch bei der Covid-19-Impfung potentielle Nebenwirkungen. Und auch das Thrombose-Risiko von Astra-Zeneca muss im Gesamtkontext betrachtet werden. Das Thrombose-Risiko durch die Impfung selbst ist dabei mitunter niedriger als das Thrombose-Risiko durch die Autofahrt zum Impfzentrum. Das größte Risiko einer Covid‑19-Impfung ist nach wie vor das Nicht-Verabreichen der Impfung. Die Sorge vor potentiellen Nebenwirkungen der Impfung hat wahrscheinlich bisher deutlich mehr gesundheitliche Schäden verursacht als alle Impfungen zusammengenommen. Die deutlich größere gesundheitliche Einschränkung ist nämlich weiterhin, und vor allem vor dem Hintergrund ausgelasteter Intensivkapazitäten, die Erkrankung an SARS-CoV-2.
Literatur
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